Steckbrief Name: Alfons GurtmannGeburt: 21.03.1957 Tod: 31.10.2013 Ort: Landshut Zeitraum: 2002 bis 2004 Auch bekannt als: Mooshacker Morde: 9 |
Gurtmann wurde als vierter Sohn des Bauarbeiters Eduard und der Hausfrau Anna in Erding geboren. Seine Mutter war chronisch krank und konnte sich kaum um die Kinder kümmern, der Vater musste arbeiten, um die Familie zu ernähren. Nach seinem Hauptschulabschluss machte Alfons eine Lehre zum Forstwirt. 1990 lernte er seine spätere Frau Gudrun kennen. Ein Jahr später heirateten sie, sechs Monate darauf kam ihre Tochter Lily zur Welt. Die Mutter starb kurz nach deren Geburt. Die Tochter wuchs bei ihrem Vater auf, eine Cousine des Vaters half häufig als Kindermädchen aus. Im Gegensatz zu vielen typischen' Serienmördern war Gurtmann bis zu seiner Verhaftung 2004 nicht polizeibekannt, es gibt keine Hinweise auf den Morden vorangegangene Straftaten.
Bei den Opfern handelte es sich zumeist um junge Frauen oder Teenager.
Viele Opfer weisen schwere Verletzungen im Unterleibsbereich auf, jedoch keine
Spuren sexuellen Missbrauchs. Alle sind bei Auffinden (meist im Wald oder
in zwei Fällen auf einer Mülldeponie) schrecklich verstümmelt:
Der Mörder benutzte eine Kettensäge, um die Opfer zu zerkleinern.
Manche waren bis zur Unkenntlichkeit entstellt, andere scheinbar hastig in
nur wenige Einzelteile zerstückelt. Die Polizei vermutet, dass der Mörder
in letzteren Fällen eine Störung bei seiner Tat befürchten
musste und sich deshalb beeilte. Was letztlich zur Ergreifung des Täters
führte, war der Umstand, dass mindestens drei der Opfer eine Verbindung
zu seiner Tochter hatten (eine Lehrerin, eine ehemalige Babysitterin und die
Trainerin des Sportvereins, den die Tochter besuchte). Der Auffindeort der
Leichen war in keinem Fall mit dem eigentlichen Tatort, an dem der Mord stattgefunden
hatte, identisch.
Todesursache waren nicht die Verstümmelungen, sondern in den meisten
Fällen mehrere Stiche mit einem spitzen Gegenstand, vermutlich einem
Skalpell, und der daraus resultierende Blutverlust.
Am 31. November 2004 wurde Alfons Gurtmann in seinem Haus in Kumhausen bei
Landshut verhaftet. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. In dem Haus
fand die Polizei auch eine Kettensäge, die später als das Werkzeug
identifiziert wurde, mit dem die Leichen zerkleinert wurden.
Der Polizei gegenüber räumte Gurtmann alle neun Taten ein, schwieg
jedoch in darauffolgenden psychologischen Vernehmungen hartnäckig zu
seiner Vorgehensweise und seinen Motiven. Es steht allerdings zu vermuten,
dass er seine Tochter als Lockvogel benutzte, um seine Opfer in Sicherheit
zu wiegen, und sie dann entweder in seinem eigenen Haus (in dem Spuren von
mindestens vier Taten gefunden wurden) oder in einem Waldstück, das unmittelbar
an sein Grundstück angrenzte, umzubringen.
Nach einem viel beachteten Prozess wurde Gurtmann am 16.03.2005 zu lebenslänglicher
Haft verurteilt. Als seine Tochter Lily, zu dem Zeitpunkt 12 Jahre alt, von
der Verurteilung erfuhr, erlitt sie einen Nervenzusammenbruch und wurde in
die geschlossene Abteilung des Bezirkskrankenhauses Landshut eingewiesen,
wo sie seither untergebracht ist.
2008 sollte Gurtmann anlässlich der Schließung der alten Justizvollzugsanstalt
Landshut in ein anderes Gefängnis verlegt werden. Während des Transports
gelang ihm unter spektakulären Umständen die Flucht. Der Wagen,
mit dem die Gefangenen transportiert wurden, kam aus ungeklärter Ursache
von der Fahrbahn ab. Der Fahrer verstarb noch an der Unfallstelle. Während
sich der ebenfalls verletzte Beifahrer um mehrere verletzte Gefangene kümmern
musste, konnte Gurtmann sich unbemerkt entfernen. Trotz intensiver Fahndung
konnte der flüchtige Serienmörder nie gefasst werden. Weitere Morde,
die in sein Verhaltensschema passen, sind seither allerdings nicht bekannt
geworden.
Im November 2013 stieß ein Spaziergänger in einem Waldstück
bei Landshut auf den leblosen Körper eines Mannes, der in einer großen
Blutlache lag. Polizeiliche Ermittlungen ergaben, dass es sich um Gurtmann
handelte, der offensichtlich aufgrund zahlreicher Stichverletzungen (der Gerichtsmediziner
zählte insgesamt 138 Stiche) verblutet war. Die Tatwaffe, ein Skalpell,
lag neben der Leiche. Da sich am Tatort keinerlei Kampfspuren oder andere
Hinweise auf Fremdeinwirkung fanden, kam die Polizei zu dem Schluss, dass
Gurtmann, vermutlich in einem Wahnanfall, auf dieselbe Weise Selbstmord begangen
hat, wie er seine Opfer getötet hatte. Gurtmann wurde in einem anonymen
Grab auf einem Landshuter Friedhof bestattet.